EM CC Elite Pratoni del Vivaro - 13.-16.9.2007

 

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TV-Zusammenfassung am 26.09.07 von 18.00 - 19.50 Uhr auf Eurosport

Gold für den Franzosen Nicolas Touzaint und Galan de Sauvagère, Silber für die Britin Mary King und Call Again Cavalier, Bronze für die Deutsche Bettina Hoy mit Ringwood Cockatoo. Bei den Teams gewinnt Grossbritannien vor Frankreich und Italien.

(Fotos Tamara Acklin)


Tiziana Realini und Gamour CH beenden die EM als bestes Schweizerpaar auf dem 17. Rang

 

Schlussrangliste Einzel

1. Nicolas Touzaint (Frankreich), Galan de Sauvagère, 29.4, 2. Mary King (Grossbritannien), Call again Cavalier, 41.3, 3.  Bettina Hoy (Deutschland), Ringwood Cockatoo, 42.3, 4. Jean Teulere (Frankreich), Espoir de la Mare, 49.7, 5. Cédric Lyard (Frankreich), Jolly Hope de Treille, 51.1, 6. Zara Phillips (Grossbritannien), Toytown, 51.6

Die Schweizer: 17. Tiziana Realini, Gamour CH, 80.3, 34. Mélanie Berkovits, Gigi du Mourier, 125.1, 37. Jenny Eicher, Agent Mulder, 131.3

Mannschaftswertung: 1. Great Britain, 146.0, 2. Frankreich, 212.9, 3. Italien, 244.1, 4. Belgien, 254.2, 5. Dänemark, 290.9, 6. Schweiz, 336.7

 

Freude über die respektable Leistung der Schweizer - und ein paar kritische Gedanken

16.9.07/cm. Ich halte es für hocherfreulich, dass drei der vier Schweizer Mannschaftsmitglieder die anspruchsvolle Prüfung beenden konnten und dass auch der vierte - bis zu dem fragwürdigen Entscheid, ihn nach einer Nullrunde kurz vor Schluss anzuhalten und 'wegen Übermüdung' aus der Prüfung zu nehmen - beeindruckend gekämpft hat.

Die Tendenz zur Professionalisierung unseres Sportes auf der höchsten Ebene ist unverkennbar, was aber nicht heisst, dass engagierte Amateure nicht immer wieder in diese Phalanx einbrechen könnten. Aber es müssen sehr viele positive Umstände zusammenkommen, dass es klappt: Motivation, Talent, gute Pferde, gute Trainer, gute Unterstützung von Verbandsseite und - last but not least - ausreichende finanzielle Ressourcen. Nun kann sich jeder, der irgendwo in der CC-Szene engagiert ist, fragen, wann, wie, wo, wen oder was er in welcher Weise unterstützen kann. In den meisten Fällen sind es familiäre oder freundschaftliche Bande, die diesen Entscheid prägen. Es gibt aber auch CC-Freunde, die einem Kollektiv, z.B. einem Verein, sich so stark verbunden fühlen, dass sie z.B. als Organisatoren von CC-Veranstaltungen oder einfach als ehrenamtliche Helfer ihren Beitrag leisten.

Wir von der SEC-Redaktion versuchen, mit faszinierenden Bildern und Texten für unseren Sport zu werben, aber auch unsere Mitglieder in Szene zu setzen, ihnen ein wenig von der Anerkennung zu geben, die sie verdienen, aber in den Nicht-Fachmedien selten bis nie erhalten. Wir versuchten auch schon ein ganz klein wenig Drehscheibe zu spielen für das Zusammenbringen von talentierten Reitern mit talentierten Pferden oder Sponsoren - allerdings mit bislang sehr bescheidenem Erfolg. Wenn wir heute erneut den Verband - konkret unsere Disziplinleitung - angehen mit der Bitte, ihre Aufgabe noch besser wahrzunehmen, dann ist das nicht, weil wir alles und jedes von ihr erwarten, sondern nur gerade die nicht delegierbaren Aufgaben, die man - so meinen wir - teils mit noch grösserer Achtsamkeit lösen könnte.

Das letzte HPP-Training
Ist es sinnvoll, kurz vor der Abreise noch einen Zusammenzug zu machen - notabene an einem Datum, an dem die beste Springreiterin des Teams an der R-Meisterschaft mit ihrem R IV-Pferd hätte teilnehmen können -, die Dressuraufgabe einem anerkannten S-Dressurreiter vorzureiten, der weder die Pferde noch die Reiter kennt, einen Parcours zu reiten mit einem reinen Springparcoursbauer, der bekannt ist für seine kniffligen Parcours? Mit dem Erfolg, dass alle ausser der R IV-Reiterin gröbere Probleme hatten und mit einem Motivationsknick abreisten?

Die Bestimmung der Mannschaftsreihenfolge
Ist es sinnvoll, wenn die mit Abstand erfahrenste Reiterin ihre Startnummer wählen kann, dann diejenige mit am zweitmeisten Erfahrung, dann derjenige mit Championatserfahrung aus einer anderen Disziplin - und übrig bleibt die Jüngste, die noch am wenigsten 'Kilometer' auf dem Zähler hat? - Im Nachhinein ist man immer klüger, aber man darf sich durchaus fragen, ob man durch diese wenig geschickte Mannschaftseinteilung nicht ein Top-Ten-Resultat verhindert oder wenigstens behindert habe. Denn der Nachteil, als Erster starten zu müssen, ist offensichtlich: man hat keine Informationen, wie der Kurs sich reitet, wo es Probleme gibt. In Pratoni stellte sich nun die Kombination 11a-d als eine der grössten Klippen heraus. Tiziana und Gamour hatten - wie einige andere frühe Paare auch, z.B. Ingrid Klimke - auf dem direkten Weg einen Run-out. Im Anschluss wählten die meisten Reiter die Alternative. Hätte sie zu einem späteren Zeitpunkt starten können, hätte sie vielleicht auch die Alternative geritten. Natürlich ist eine spätere Startnummer kein Garant für einen besseren Ritt, aber es ist zumindest bedenkenswert, in Zukunft dieser Frage mehr Achtsamkeit zu widmen - oder, wenn sich die Aufgabe als unlösbar erweist, das Los entscheiden zu lassen. Vielleicht - die Frage darf gestellt werden - brauchen wir besser ausgebildete Offizielle viel nötiger als immer wieder neue ausländische 'Nationaltrainer', die letztlich eine undankbare Aufgabe haben, wenn sie alle paar Monate Kaderreitern Basisreitunterricht geben wollen oder müssen und damit immer zwingend in Konflikt geraten mit den Reitern und ihren Privattrainern, die es ja auf irgendeinem Weg ohne 'Nationaltrainer' und (zur Unzeit) befohlene Zusammenzüge auf das sportliche Niveau gebracht haben, das eine Kadermitgliedschaft rechtfertigt.

Zukunft
Es wäre meines Erachtens eine der vordringlichsten Aufgaben der Disziplinleitung, nicht nur minutiöse und wirklich auf die CC-Bedürfnisse abgestimmte Pflichtenhefte - keine abgeschriebenen allgemeinen Alibi-Texte - für alle Funktionen zu erstellen und auch entsprechende Ausbildungslehrgänge anzubieten oder höheren Orts zu beantragen. Kein Mensch kommt mit den Gaben eines 'Disziplinleiters' eines 'Chefs Technik', eines 'Chefs Sport', einer 'Chefin Junge Reiter' oder eines 'Equipenchefs' auf die Welt - man sollte das irgendwo lernen dürfen und können.

Dann könnte nach vielen Jahren und unzähligen Versuchen, wie die 'Tschütteler' einen Nationaltrainer oder gleich mehrere anzuheuern und bei jedem Wechsel in der Disziplinleitung zu feuern, das Kapitel endlich geschlossen werden und - dem bescheidenen Ausmass der helvetischen CC-Szene und dem tief verwurzelten Autonomiebedürfnis der Reitsportler eingedenk - wieder zu der genialen und einfachen Methode der Scharzenbach'schen Trainings-Gutscheine zurückzufinden. Und damit die Gelder von Swiss Olympic weiterhin fliessen, können ja möglichst viele CC-Leute motiviert werden, diese Lehrgänge zu besuchen - und bis dann lassen sich bestimmt Strukturen bilden, die nach aussen hin die formalen Anforderungen von Swiss Olympic erfüllen. Es ist ja bereits jetzt so, dass der in der CC-Szene bislang leider immer noch einzige Inhaber des Swiss Olympic Trainerdiploms gar nicht als Trainer, sondern als Organisator und Übersetzer amtet.

Drehscheibe
Dergestalt entlastet könnte sich die Disziplinleitung vermehrt dem widmen, was ich die Kür nennen möchte: Drehscheibe spielen, aktiv vermitteln, Daten sammeln und weitergeben, Lobbying betreiben, ein Netzwerk knüpfen innerhalb der Schweizer CC-Welt und darüber hinaus - und damit den immer wieder vom Aussterben bedrohten helvetischen CC-Sport zu promovieren, zu fördern. Reiter, Pferde, CC-angefressene Besitzer oder Geldgeber zusammenbringen, Trainer vermitteln, Trainings und Expeditionen auf freiwilliger Basis ermöglichen usw. - anstatt immer wieder neue Hindernisse wie Reglemente, Weisungen, Punktesysteme, Befehle und Zwangsveranstaltungen.

Bühne frei für die ReiterInnen
Back-office spielen, als Hintergrundleute fungieren, die die Reiter im Vordergrund glänzen lassen - das braucht schon mal charakterliche Voraussetzungen, die nicht selbstverständlich sind. Es müssen Leute sein, die ihre tägliche Portion Anerkennung anderweitig kriegen, die nicht angewiesen sind darauf, sich in Szene zu setzen, sich bei Erfolgen selbst zu beweihräuchern und bei Misserfolgen auf die Reiter und/oder die Umstände zu zeigen. Wir alle, die wir irgendwo mitbasteln an der Schweizer CC-Welt, aber selbst nicht mehr vorne mitreiten, können und sollen nur Hintergrundarbeit leisten. Auf dem Podest und vor den Kameras, unterwegs im Tempo 570m/Min. sind die kämpferischen ReiterInnen mit ihren mutigen Pferden - lasst uns gute Voraussetzungen schaffen, indem wir unseren Job gut machen, besser machen.

Mein Job ist es jetzt, die erste Serie Fotos aus Rom zu zeigen, die Tamara Acklin als rasende Reporterin vor Ort geschossen hat, damit alle die, die nicht mehr von unserem Sport verstehen als dass sie Resultate lesen können, wenigstens einen kleinen Eindruck kriegen von dem, was unsere vier Mannschaftspaare an diesem Wochenende geleistet und gewagt haben. Mit Garantie mehr als wir alle zusammen, die wir - kaum 'Run-out'-gefährdet - geruhsam auf unseren Stühlen sitzen.

 

Fotos aus Pratoni
(eine ausgiebige Nachlese folgt in den nächsten Tagen)

(alle Fotos Tamara Acklin)

Der neue Europameister Nicolas Touzaint mit Galan de Sauvagère beim topographisch und klimatisch anspruchsvollen Geländeritt - das einzige Paar, das innerhalb der erlaubten Zeit bleib.




Glanzvolle Zweite wird die Britin Mary King, zweifache Mutter, Badminton-Siegerin und eine der erfahrensten Championatsreiterinnen der Welt. (Fotos folgen)

 


Bronzemedaille für die deutsche Mannschaftsweltmeisterin und Europameisterin 1997, Bettina Hoy und Ringwood Cockatoo, die in der Dressur sagenhafte 27.1 Punkte machte.

 

Im undankbaren 4. Rang klassiert sich der Weltmeister von 2002, der Franzose Jean Teulere mit Espoir de la Mare.


Im 5. Rang bereits der dritte Franzose, Cédric Lyard mit Jolly Hope des Treilles.

 


Die Titelverteidigerin und amtierende Weltmeisterin Zara Phillips mit Toytown (hier bei 9a), wird nach etwas missratenem Springen 6.

 

Tiziana Realini und Gamour

Tiziana Realini und Gamour brillieren mit einem Nullfehlerritt im abschliessenden Springen: 17. Schlussrang in diesem Klassefeld - und eine der ganz wenigen Nicht-Profi-Reiterinnen in den Top-20!


Kombination 9a-c - Tizzy auf direktem Weg, was nur wenige wagten!



Tizzy/Gamour bei 16a


 

Mélanie Berkovits und Gigi du Mourier


...über 9c...


...bei 16a, kurz vor dem einzigen Versehen...


...und in der Kombination 22

 

Jenny Eicher und Agent Mulder


Jenny und Muldi über dem Europa-Sprung Nr. 15...


...16a...



...22b...


 

Sébastien Poirier und Tarango de Lully



...über 9a...

 

 

Dressur




Bettina Hoy / Ringwood Cockatoo GER - 27.1 (1.)

 


Hinrich Romeike / Marius GER

 



Nicolas Touzaint / Galant de Sauvagère 29.4 (2.)

 




Zara Philipps / Toytown GB - 29.8 (3.)


Grund zum strahlen - Daisy Dick, Zara Philipps und Mary King vom britischen Team

 


Frank Ostholt / Air Jordan GER - 33.1 (5.)


Karin Donckers / Gazelle de la Brasserie BEL - 33.5 (6.)